Der zweite Tag SIEGFRIED 

 
BILD 1 SIEGFRIED IM WALD

INHALT:

Sieglinde hatte inzwischen Mime in seiner Waldhöhle gefunden und ihren Sohn geboren. Sie starb dabei. Zuvor vermachte sie dem Schmied die Schwertstücke und bat ihn, ihr Kind „Siegfried“ zu nennen und zu erziehen. Mime zog den Säugling widerwillig auf, in der Hoffnung, sich einen Helden zu schaffen, der einst den LINDWURM FAFNER erschlagen und ihn, in den Besitz von Ring und Schatz bringen solle. Die Erziehung will nicht recht gelingen... Siegfried, ein Rüpel, mag seinen „Vater“ nicht; hört nicht auf ihn und zieht lieber frei im Wald umher.

Mime versucht indessen, seinem Ziehsohn ein gutes Schwert zu schmieden, aber für den Knaben ist keine Waffe hart genug. Eines Tages dringt Siegfried mit einer Frage in ihn. Aus der Beobachtung der Tierwelt hat er gelernt, dass zu einer Familie auch eine Mutter gehört. Zuerst versucht Mime „seinem Kind“ zu erklären, dass er „Vater und Mutter zugleich“ sei, muss dann aber dem auffahrenden Jüngling schließlich die wahre Geschichte seiner Herkunft erzählen. Auch zeigt er ihm die Stücke des Schwertes, das einmal sein Vater geführt habe. Siegfried befiehlt ihm voller Begeisterung, aus den Stücken ein neues Schwert zu schmieden. Mit der Vorfreude auf die neue Waffe läuft er in den Wald hinaus. Während Mime noch grübelt, wie er die Stücke schmiedet, tritt ein Wanderer herein. Wotan, der das Treiben der Welt nur noch als Zuschauer erlebt.

Siegfried, der zurückkehrt, findet Mime in großer Angst unter dem Amboss und muss sich vom Zwerg anhören, was Furcht ist. Da er nicht versteht, Mime aber nach der Begegnung mit dem Wanderer ein Interesse daran hat, dass Siegfried das Fürchten lernt, …..Wotan, der das Treiben der Welt nur noch als Zuschauer erlebt, der ihm das Fürchten schon beibringen werde. Dazu bedarf es eines scharfen Schwertes. Siegfried, der nicht länger auf Mimes Schmiedekunst setzen will, geht daran, sich selbst das Schwert Notung zu schmieden. Auf eine unkonventionelle Art zerraspelt Siegfried die Stücke zu Pulver, schmilzt es, gießt es in Form und kühlt das heiße Eisen in Wasser und „erfindet so den harten Stahl Er schafft sich ein völlig neues Schwert: überwindet das „Bewährte“. Mime kocht indessen einen Trank, der Siegfried nach dem Drachenkampf die Besinnung raube, um ihn dann leicht töten zu können. Während Siegfried seine Schmiedelieder singt monologisiert Mime über seine Pläne und sieht sich bereits als König des Alls!“ Mit dem fertigen Schwert zerhaut Siegfried .
Verzückt fällt Mime vor Schreck zu Boden. Siegfried hält jauchzend das Schwert in die Höhe“ (so die genaue Regieanweisung Wagners).

2. BILD:
TIEFER WALD

Siegfried zieht das Schwert aus Fafners Brust,
leckt an dessen Blut und versteht plötzlich die Sprache der Vögel.

INHALTE:

Fafner wartet, „düster brütend“, auf den erhofften Drachentöter. Stattdessen erscheint Wotan. Die beiden Rivalen um die Macht der Welt stehen sich wieder gegenüber. Doch Wotan ist ein anderer als damals. Ihn interessiert der Ring, das Symbol der Macht, nicht mehr. Im Gegenteil: Er behandelt Alberich freundlich und bietet ihm sogar an, den Drachen aufzuwecken, um diesen vor dem nahenden „Drachentöter“ zu warnen. Fafner schlägt die Warnung in den Wind und schläft weiter.
Resigniert rät Wotan den Alberich, allem seinen Lauf zu lassen:
„Alles ist nach seiner Art, an ihr wirst du nichts ändern.“

Wotan verschwindet wieder im Wald, Alberich schaut ihm nach Mime und Siegfried treten auf. Mime gibt Siegfried noch Ratschläge und zieht sich sicher, auf seine Chance lauernd, in den Wald zurück und denkt laut: „Siegfried und Fafner – oh, brächten beide sich um!“ Siegfried genießt die Stille des Waldes und beobachtet einen Vogel (Waldweben). Er versucht, mit seinem Horn dessen Stimme nachzuahmen: Vergebens, dafür aber weckt er den Lindwurm. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden ungleichen Gegnern. Mit Notung im Herzen, bricht Fafner schließlich zusammen. Wohl erkennend, dass der Knabe dem Fluch des Ringes unterliegt, und versöhnlich im Sterben, warnt Fafner seinen Bezwinger vor Mimes Hinterlist.

Siegfried zieht das Schwert aus Fafners Brust, leckt an dessen Blut und versteht plötzlich die Sprache der Vögel. Sie singen , er solle jetzt auch den Nibelungenhort samt Ring und Tarnhelm in Besitz nehmen. Während er sich in die Höhle begibt, kommen Mime und Alberich, streiten sich, denn beide wollen nun ebenfalls den Schatz. Höhnend weist Alberich jeden Gedanken an Teilung des Hortes oder gar die Abtretung des Tarnhelms von sich. Mime droht im Gegenzug, sein Recht auf die Beute mit Hilfe Siegfrieds durchzusetzen. Die beiden Brüder trennen sich hastig, als Siegfried wieder im Eingang der Höhle erscheint. Mime begrüßt Siegfried heuchelnd als Held und will ihm zur Labung seinen Trank anbieten. Doch Siegfried hört, gewarnt vom Gesang des Waldvogels, auch in seinen Reden die böse Absicht heraus, dass er ihm „doch nur den Kopf abhaun'“ wolle. Angewidert erschlägt er „den ekligen Schwätzer“ Mime, im Hintergrund hört man Alberichs höhnisches Lachen. Inzwischen mussten bereits fünf Menschen beim Kampf um den verfluchten Ring ihr Leben lassen. Siegfried versteht das alles nicht und befragt das Waldvöglein, das nun von Brünnhilde, dem „herrlichsten Weib“ singt, die auf einem feuerumringten Felsen darauf wartet, von einem Furchtlosen erweckt zu werden. Sofort macht sich der junge Drachentöter auf.

3. BILD: WILDE GEGEND

Siegfried küßt Brünnhilde

Wotan ruft noch einmal Erda herauf, um bei ihr Rat zu suchen.
Doch Erda kann ihm nicht mehr helfen, „wild und kraus kreist die Welt“, ihre „Urmutterweisheit“ ist am Ende. Wotan will ein rasches Ende der Götterherrschaft und den „wonnigsten Wälsung“ (Siegfried), mit Hilfe der noch immer schlafenden Brünnhilde, als Erben einsetzen. Da naht Siegfried. Wotan verstellt ihm den Weg. Er hält den Jüngling auf, indem er ihn nach der Herkunft des Schwertes fragt. Siegfried nennt es stolz sein eigenes, neu geschaffenes Werk und drängt immer mehr auf Wotan ein, den er nicht kennt und vor dem er keinerlei Respekt zeigt. Wotan setzt Siegfried zuletzt seinen Speer entgegen und gibt sich als der zu erkennen, der seinem Vater einst das Schwert zerschlug. Doch Siegfried weicht nicht und zertrümmert mit einem Schlag den Speer des Gottes.
Wotan weicht – endgültig resignierend (und doch erleichtert)
– dem, „der das Fürchten nicht gelernt“. Der Weg zu Brünnhilde ist frei, mühelos durchschreitet Siegfried das Feuer und findet die schlafende Walküre.
Er entfernt Helm und Rüstung und erkennt, dass es „kein Mann“ ist – nie zuvor hat Siegfried eine Frau gesehen. Er ist entsetzt: „Wen ruf' ich zum Heil, dass er mir helfe? – Mutter! Mutter! Gedenke mein!“ Da kein Rufen hilft, küsst er sie mit einem langen Kuss. Brünnhilde erwacht (nach der Regie-Anweisung Wagners) „langsam und feierlich sich zum Sitze aufrichtend“ und begrüßt ihr neues Leben:

Orchester: Brünnhildes Erwachen 

Siegfried küßt Brünnhilde

Beide erleben nun, zuerst scheu, dann voll Angst und Furcht, das Erwachen ihrer Gefühle zueinander und blicken zurück auf ihre schicksalhafte Vergangenheit. Schließlich umarmen sie sich leidenschaftlich mit einem rauschhaften Ausbruch der alles überwältigenden Liebe: („leuchtende Liebe, lachender Tod“).

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